Laryngospasmen

Eine der wohl schlimmsten Erfahrungen, die ich im Zusammenhang mit der Krankheit SBMA machen mußte, sind die Stimmritzenkrämpfe, sogenannte Laryngospasmen. Umgangssprachlich bezeichnet man diese oft auch  als „dry drowning“ (übersetzt „trockenes Ertrinken“), was jedoch nicht ganz richtig ist, weil dieses trockene Ertrinken erst die Folge eines Stimmritzenkrampfes sein kann.

Bei einem richtigen, vollständigen Laryngospasmus, wie ich ihn häufig erlebe, kommt es zu einem kompletten Verschluss der Atemwege. Eigentlich als Schutzfunktion gedacht, verschließen sich die Atemwege um ein Eindringen von jeglichen Fremdkörpern in die Luftröhre zu verhindern. Bei der SBMA scheint diese Funktion verändert, sodaß die Auslösung des Krampfes, die Dauer und Intensität, von anderen Faktoren abzuhängen scheint.

Jeder kennt bestimmt diese Art Albträume, wo man plötzlich nicht mehr atmen kann, dann aufwacht und sich freut, dass alles nur ein Traum war.

Aber was ist, wenn man aufwacht und trotzdem nicht atmen kann ?

Meinen ersten Laryngospasmus (ich nenne ihn mal zärtlich Laryngo), hatte ich Jahre vor meiner Diagnose SBMA.  Ich wachte nachts auf und konnte weder ein noch ausatmen. Ich setzte mich aufrecht auf die Bettkante und rang verzweifelt nach Luft, was aber leider keine Veränderung brachte sondern nur schmatzende Geräusche in der Kehlkopfgegend verursachte. Meine Frau, die mittlerweile auch wach geworden war, versuchte mir verzweifelt zu helfen bzw. erst einmal festzustellen, was überhaupt los war. Ich konnte mir nicht erklären, was passierte, was diesen Zustand hervorgerufen hatte und vor allem wußte ich nicht, wie lange dieser Zustand noch anhalten würde. Ich rannte ins Badezimmer (ja, damals konnte ich noch rennen, lol) und hielt meinen Kopf über das Waschbecken, in der Hoffnung, mir würde etwas aus dem Mund laufen, was die Situation erklären könnte. Vielleicht zusätzlich zum Speichel etwas Blut oder Erbrochenes. Dem war jedoch nicht so. Nach gefühlten Minuten gelang es mir, ein wenig Luft durch die Nase einzuatmen, das Problem war nur, dass ich nichts ausatmen konnte und mein Brustkorb sich zum Platzen gespannt anfühlte. Anscheinend hatte ich mit dem letzten Atemzug vor dem Krampf noch einmal fast vollständig eingeatmet. Ich versuchte etwas Luft durch den Mund auszuatmen. Das funktionierte jedoch auch nicht. Nach weiteren gefühlten, unendlichen Sekunden, gelang es mir, etwas Luft durch die Nase loszuwerden. Daraufhin versuchte ich natürlich sofort, auf diesem Wege auch etwas frische Luft einzuziehen. Ganz langsam und mit großer Mühe gelang es mir dann, ein wenig Luft durch die Nase ein und wieder auszuatmen. Mit jedem Versuch, ein wenig mehr. Dann war es endlich vorbei. Nun konnte ich auch endlich, durch den Mund, langsam wieder ein und ausatmen. Ich vermutete, daß ich eine Art Asthmaanfall erlitten haben könnte obwohl ich eigentlich nie mit einer Asthmaproblematik zu tun gehabt hatte. Der Arzt vermutete später eine Art Refluxproblematik, bei der Magensäure durch die Speiseröhre zurück in den Halsbereich läuft und der Körper, die Atemwege, durch das Auslösen eines Laryngospasmus, schützt. Leider war auch das bei mir nicht der Fall. Ich hatte auch kein Sodbrennen oder andere Anzeichen welche charakteristisch für GERD oder Reflux gewesen wären.

Leider traten diese Krämpfe nun immer häufiger auf. Ich hatte Nächte, wo ich bis zu 5 Mal mit Laryngospasmen aufgewacht bin und dann einfach nicht mehr einschlafen wollte, immer in der Angst, vor einem erneuten Krampf. Ich habe dann teilweise im Sitzen in einem Sessel geschlafen. Die Stimmritzenkrämpfe sollten fortan nicht nur in der Nacht, sondern auch während des Tages auftreten. Mal massiv, mal weniger intensiv oder auch nur einseitig. Ich habe nur wenig Einfluss darauf, kann jedoch Maßnahmen für mich ergreifen, die mir helfen, nicht in Panik zu verfallen um so den Krampf, so gut wie möglich, zu überstehen. Hier spielen natürlich auch andere Faktoren eine Rolle. So hatte ich zum Beispiel einmal einen Krampf während einer Taxifahrt. Die größte Angst bestand eigentlich darin, daß der Taxifahrer während der Fahrt Panik bekommen würde, mit dem Gedanken, ich würde in seinem Taxi ersticken. Diese Art von Erstickungsanfällen sind in der Öffentlichkeit für Außenstehende oder andere Beteiligte sehr erschreckend.

Wodurch und wann werden diese Krämpfe nun bei mir ausgelöst:

  • Bei  trockenem Hals.
  • Bei hoher nervlicher Anspannung
  • Beim Essen/Trinken  von z.B. scharfen Speisen oder Getränken.
  • Beim Essen von krümeliger Nahrung.
  • In chloriertem  Wasser beim Schwimmen.
  • Im Schlaf ohne Maskenbeatmung in ungünstigen Schlafpositionen.
  • Beim Zahnarzt, wenn Flüssigkeit oder kleine Fremdkörper in den hinteren Zungenbereich gelangen.
  • Bei Überanstrengung.
  • Bei längerer, unveränderter Sitzposition z.B. im Kino.

u.s.w.

Nachdem ich schließlich wußte, worum es sich bei diesen Krämpfen handelt, konnte ich mich besser darauf einstellen und versuchen, diesen auch vorzubeugen. Das funktioniert jedoch nur bedingt. Die Logopädie spielt hier als Therapieunterstützung eine wichtige Rolle. Mir wurden Übungen gezeigt, die es mir ermöglichen, die durch die SBMA beeinträchtige Muskulatur, speziell auch die Schlund- und Zungenmuskulatur zu trainieren und somit die Intensität der Krämpfe etwas zu verringern.

Zusätzliche Infos gibt es auch im Blog der KDA (Kennedy’s Disease Association) im Blog:

Living with Kennedy‘ s Disease„.

Auch auf YouTube findet man hier eine anschauliche Erklärung.

#kennedysdisease #sbma #laryngospasmus #stimmritzenkrampf

Aktion mit Herz

In der heutigen Zeit, wo immer mehr Werte verloren gehen, wo der Egoismus in allen Bereichen Taten und Handeln regiert, fehlt es vielen Menschen an Gefühl und Erkenntnis wie man sich in gewissen Situation zuvorkommend verhalten sollte. Manchmal bedarf es nur eines kleinen Denkanstosses um in die richtige Richtung gelenkt zu werden. Früher war es eine Selbstverständlichkeit, einer älteren, einer kranken oder auch hilfebedürftigen Person (s)einen Sitzplatz in Bus oder Bahn anzubieten. Selbst wenn gewisse Sitzplätze speziell gekennzeichnet sind, werden diese heute in der Regel von Personen genutzt oder belegt, die diesen Platz nicht unbedingt benötigen. Klar, man kann ja aufstehen, wenn jemand auftaucht, der den entsprechenden Platz dringender benötigt, als man selbst. Nur muss man das dann auch erkennen (wollen). Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist mir aufgefallen, dass dieses Gefühl für bestimmte Situationen fast vollständig verloren gegangen ist.

Ausserdem gibt es hier noch zusätzlich ein kleines Problem. Es gibt viele Menschen, die ein Gebrechen haben, was nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist. Für diese Person würde man dann in der Regel auch nicht aufstehen, weil man ja gar nicht unmittelbar erkennt, dass die Person möglicherweise einen Sitzplatz benötigt. Ich bin z.B. auch so eine Person. Wenn ich irgendwo hinkomme und nicht gerade im Rollstuhl sitze, vermutet kaum einer, dass ich ein Problem habe. Es sei denn man hat mich schon früher wahrgenommen, humpeln oder rumzucken gesehen. In Deutschland könnte ich z.B. meinen Schwerbehinderten Ausweis zücken und eine Person, die auf einem gekennzeichneten Behinderten-Sitzplatz sitzt, um diesen Sitzplatz bitten. Ich habe dabei aber ein ungutes Gefühl.
Singapur geht hier einen anderen Weg. Man kann ein sogenanntes Lanyard mit Karte oder auch einen Sticker bekommen, mit welchem man sich als „hilfebedürftig“ kennzeichnet. Da die Singapurer generell sehr hilfsbereit und zuvorkommend sind, stehen viele Personen auf und bieten ihren Sitzplatz an. Mehr Infos zu diesem Thema findet man in englischer Sprache unter diesem Link. => Caring SG Commuters Committee <=

May I have a seat please?
@bluefo on Mastodon